Im letzten Semester habe ich die Vorlesung „Einführung in die Web-bezogenen Sprachen“ an der Universität Paderborn als Tutor begleitet. Welche Tools und Technik dafür eingesetzt habe und wie es geklappt hat, halte ich in diesem Beitrag fest.

Allgemeines zum Tutorium

Es waren etwa 70 Studierende angemeldet. Diese wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine am Montag und eine am Dienstag, jeweils von 14:00 bis 16:00 Uhr. Beide Gruppen haben sich entschieden st. (also um 14:00 statt um 14:15) zu starten und dafür früher (15:30) Schluss zu machen. Die halbe Stunde bis 16:00 Uhr habe ich zusätzlich im jeweiligen Raum verbracht, um zusätzliche Fragen zu beantworten oder Studierenden bei Problemen zu helfen, die nicht für die gesamte Gruppe relevant sind oder sich zeitlich nicht ausgegangen sind. Dadurch habe ich ein Drittel mehr Präsenzzeit investiert, aber die Studierenden fühlten sich nie alleine gelassen. So zumindest mein Gefühl. Ich weiß jedoch, dass so etwas nicht immer möglich ist. Darüber hinaus konnten mich Studierende per Mail kontaktieren.

Die Montagsgruppe war immer etwas schlechter besucht (12-23 Teilnehmer_innen), am Dienstag waren zwischen 21 und 35 Studierende anwesend. Die ersten beiden Tutoriumstermine waren mit 55 bzw. 56 Anwesenden (Montag und Dienstag addiert) besonders gut besucht. Das restliche Semester waren die Zahlen ziemlich konstant bei durchschnittlich 44 Personen. Die Dienstagsgruppe hatte das Problem, dass sie die erste Hälfte des Semesters in einem Hörsaal stattfand, was für ein Tutorium mit viel praktischer Arbeit am Laptop nicht besonders geeignet ist. In der zweiten Hälfte bekamen wir einen Seminarraum, der leider keine Fenster hatte und etwas zu klein war. Dennoch klappte die Arbeit dort besser.

Jede Woche gab es ein Präsenzblatt, das gemeinsam im Tutorium bearbeitet wurde und ein Aufgabenblatt, das die Studierenden in Kleingruppen (2-4 Studierende) selbständig lösen mussten. Die Vorlesung fand zweimal pro Woche statt, wobei beide Termine unterschiedliche Inhalte hatten. Die Note kam über eine Klausur zustande. Vorlesung, Tutorium und Aufgabenblätter waren optional. Mit den Aufgabeblättern konnte man Bonuspunkte sammeln (10 pro Blatt), die die Klausur um bis zu zwei Zwischenwerte verbessern konnte (Bsp. von 2,3 auf 2,0 bzw. von 2,3 auf 1,7). Zur Hälfte des Semesters gab es eine Zwischenprüfung, die 40 Bonuspunkte wert war.

Inhaltlich ging es vor allem um PHP mit etwas HTML und JavaScript. Darüber wurden die Grundlagen von Webseitenentwicklung vermittelt.

Die Vorlesung soll Studierende dazu befähigen

Sprachen, die zur Entwicklung von Web-Präsenzen eingesetzt werden, zu verstehen, anzuwenden und zu beurteilen,
einfache Web-Präsenzen mit den dafür heute gebräuchlichen Sprachen und Methoden zu entwickeln,
Sprachen, die in Zukunft für solche Aufgaben eingesetzt werden, dann selbständig erlernen zu können und
grundlegende, allgemeine Programmiertechniken anzuwenden.

Ziele EWS

Notizen in OneNote

Zu besprechen - OneNote 2016-04-26 12.34.35

Ich nutze OneNote für die Organisation meines Studiums. Somit war es naheliegend es auch für das Tutorium zu verwenden. Ein Notizbuch für das Tutorium und je Termin eine Seite. Abschnitte habe ich in diesem Fall nicht genutzt, weil das Tutorium nicht so komplex ist.

Auf einer Seite hatte ich alle Notizen zur Organisation, Eckdaten, Mailadressen und ähnliches. Auf einer Seite „zu besprechen“ hatte ich allgemeine Dinge vermerkt, die ich mit dem Professor durchgehen wollte.

Bei den jeweiligen Terminen waren einerseits Notizen für meine Präsentation. Bei den ersten Terminen habe ich mir etwa noch aufgeschrieben, wie viel Zeit ich für welche Aufgabe einplane und was wichtig ist. Am wichtigsten war OneNote für Fragen von Studierenden, die ich nicht direkt beantworten konnte. Indem ich sie mir dort notierte konnte ich sie beim nächsten Austausch mit dem Professor ansprechen und sie gingen nicht auf irgendwelchen Zetteln verloren. Auch half es mir mich kurz zu erinnern, was beim letzten Termin besprochen wurde, was sonst nirgends festgehalten wurde. Ich habe auch aufgeschrieben wie viele Studierende jeweils anwesend waren und was mir im Tutorium aufgefallen ist. Etwa wenn es bei einer Aufgabe besonders viele Schwierigkeiten gab. Manchmal habe ich OneNote auch verwendet, wenn ich kurz etwas mit dem Stift skizzieren wollte. Gegenüber der Tafel im Seminarraum hatte es den Vorteil, dass ich den Studierenden schicken konnte, was ich aufgezeichnet habe und es auch in der anderen Gruppe kurz zeigen konnte.

7. Termin - OneNote 2016-04-26 12.45.00

Digitale Abgabe

Bisher wurden die Aufgabenblätter oft auf Papier abgegeben und bewertet. Ich wollte einerseits nicht jede Woche mit einem Stapel an Zetteln herumlaufen und andererseits die Abgaben besser nachvollziehbar verfügbar haben. Auch wollte ich nicht beginnen selbst Sachen auszudrucken, wenn Studierende Dinge per Mail abgeben. Daher habe ich mich zu Beginn des Semesters entschieden, dass ich ausschließlich digitale Abgaben annehme. Als Tool dafür habe ich das von der Uni Paderborn zur Verfügung gestellte System koala genutzt.

koaLA - Lektionen

In koala konnte ich für jedes Aufgabenblatt eine Abgabe anlegen und jeweils eine Start- und Endzeit anlegen. Studierende konnten somit selbst wählen, wann sie etwas abgeben und ich hatte immer alles an einem Ort gesammelt. Direkt bei der Abgabe habe ich jeweils kurzes inhaltliches Feedback gegeben, sowie auf die von mir korrigierte Version verlinkt. Die Bonuspunkte wurden in einem eigenen Bereich eingeben, bei dem Studierende direkt sehen konnten, ob und um wieviel sich die Klausurnote verbessern wird.

koaLA - Google Chrome 2016-04-26 11.39.14

Leider war ich am Beginn des Semesters zu nachlässig, was die Form der Abgabe betraf. Auch weil ich noch nicht genau wusste, wie die Aufgabenblätter aussehen würden. Ich empfahl PDFs zu nutzen, aber bestand nicht darauf. Falls ich es wieder mache, werde ich vorgeben, dass bis auf PHP-Code alles in einem PDF sein muss. Korrekte Benennung der Abgabe mit Nachnamen der Studierenden. Diese müssen auch im PDF und im PHP-Code enthalten sein.

Ordnersychronisation mit sciebo

Normalerweise nutze ich OneDrive für die Synchronisation von Daten am Computer. Da ich die Abgaben der Studierenden jedoch getrennt von meinen eigenen haben wollte, habe ich dieses Semester sciebo eingesetzt. Dabei handelt es sich um ein auf ownCloud basierenden Cloudangebot der Hochschulen in NRW.

Auf höchster Ebene habe ich den Ordner „EWS Tutorium“ angelegt, darin befindet sich für jeden Termin ein Ordner sowie einer für die Folien der Vorlesung. Am Anfang jeder Woche habe ich alle Abgaben heruntergeladen und in einen Unterordner „Abgabe“ im Ordner des jeweiligen Termins gespeichert. Wobei es für jede Abgabegruppe einen eigenen Unterordner gab. Am Ende habe ich den Ordner „Abgabe“ dupliziert und in „Korrektur“ umbenannt. Im Ordner „Korrektur“ habe ich dann alles so umgewandelt (in PDF), damit ich einfacher damit weiterarbeiten kann.

EWS Tutorium 2016-04-26 11.41.32

Neben den Ordnern „Abgabe“ und „Korrektur“ habe ich in jedem Terminordner jeweils das Übungsblatt, das Aufgabenblatt und die dazugehörigen Lösungen abgelegt. Auch meine Präsentation für den Termin habe ich dort untergebracht.

12 Termin 2016-04-26 11.59.16

Korrektur am Surface mit Stift in DrawBoard PDF

Das Sammeln und konvertieren der Abgaben habe ich meist am Desktoprechner gemacht, weil es am großen Bildschirm mit Maus angenehmer und schneller war. Anschließend habe ich mich aber mit dem Surface Pro 3 gemütlich aufs Sofa oder einen Sessel gesetzt, um die Aufgaben selbst zu korrigieren. Ausnahmen waren manchmal PHP-Code, wenn ich mir unsicher war, ob der Lösungsweg funktioniert.

Am Surface habe ich Drawboard PDF verwendet. Das vielleicht beste Tool, um PDFs mit Stift zu bearbeiten. Mit knapp 10€ ist es etwas teurer als andere Programme, aber ich empfehle es dennoch, wenn man viel mit PDFs arbeitet.

Indem ich den Ordner „EWS Tutorium“ in Drawboard angepinnt habe, konnte ich schnell auf die unterschiedlichen Abgaben zugreifen.

Aufgabenblatt1_burda_neufeld_reiling.pdf ‎- Drawboard PDF 2016-04-26 12.54.16

Ein roter Stift, nicht zu dick, als Standard und schon konnte es losgehen.

Aufgabenblatt2

Mir war wichtig, dass ich die Aufgabeblätter möglichst fair beurteilte und sinnvolles Feedback gebe. Die Studierenden sollen wissen, wo sie gut sind und wo sie sich noch verbessern müssen. Zusätzlich wollte ich manchmal auch schönere Lösungswege aufzeigen.

Nachdem alles korrigiert war, bin ich meist wieder an den Desktoprechner gegangen und habe die Bonuspunkte in koala eingetragen sowie den Link zu meiner korrigierten Version auf sciebo für die jeweilige Gruppe hinterlegt. Hier gab es ein Missverständnis oder nicht ausreichend Kommunikation von mir. So haben viele Studierende erst später im Semester mitbekommen, dass ich jede Abgabe einzeln korrigiert und diese korrigierte Fassung für sie zur Verfügung gestellt habe. Viele dachten es wäre nur ein Link zur allgemeinen Lösung. Das werde ich das nächste Mal klarer und mehrmals kommunizieren.

Kabellose Präsentation

Zu Beginn des Semesters habe ich mir überlegt, wie die einzelnen Termine strukturiert sein sollten. Ich wollte, dass es eine klare Struktur gibt. Startphase, wo die Studierenden willkommen geheißen und erinnert werden, was beim letzten Termin passiert ist. Da müssen sie noch nichts selbst machen, aber dennoch werden sie auf das vorbereitet, was als nächstes kommt. Arbeitsphase, wo das Präsenzblatt bearbeitet wird. Die wichtigste Phase. Und zum Ausklang kurz das Aufgabenblatt der Woche durchgehen und mit offene Fragen sammeln und beantworten.

In PowerPoint habe ich eine erste Rohversion der Slides erstellt, dich ich für jeden Termin dupliziert und angepasst habe. Im Laufe des Semesters ist die Struktur minimal vereinfacht worden. Als Vorlage hat meist der jeweils letzte Termin fungiert. Bis auf den letzten Termin (Fragestunde) ist das Design der Präsentation immer gleich geblieben.

termin13.pptx - PowerPoint 2016-04-26 13.04.10

Zum Beginn jedes Termins habe ich die Studierenden willkommen geheißen und sie auf meine Mailadresse hingewiesen, indem ich gesagt habe, dass sie mir jederzeit Fragen schicken können. Sowohl zum Stoff allgemein als auch zu den Aufgabenblättern. Mir war es wichtig, dass ich immer zugänglich für sie war. Daher auch die ständige Wiederholung.

Dann kam der Rückblick zur letzten Woche sowie die Beantwortung von Fragen, die beim letzten Termin nicht behandelt werden konnten (aus Zeitgründen oder weil ich keine Antwort wusste). Auf den Slides waren entweder Stichpunkte oder kurze Codebeispiele. Manchmal auch die wörtliche Antwort des Professors, wenn es um Formalien ging.

Für die Bearbeitung des Präsenzblattes habe ich jede Aufgabe einzeln, manchmal auf mehrere Folien verteilt, angezeigt. Darüber habe ich ein bisschen das Tempo bestimmt und dafür gesorgt, dass die meisten Dinge gemeinsam gemacht werden und nicht jede_r für sich arbeitet. Manchmal habe ich Lösungen direkt in den Slides vorbereitet, meist habe ich zwischen Powerpoint und Sublime Text (mit hellen Theme) oder Visual Studio Code (mit hellen Theme) hin und hergewechselt.

Falls genügend Zeit war, bin ich die Aufgaben des Aufgabenblattes durchgegangen und habe kurz erklärt, worum es jeweils geht und manchmal kleine Tipps gegeben, wie man sie angehen könnte.

Dann gab es nochmals die Möglichkeit allgemeine Fragen zu stellen. Dazu eine leere Folie mit der Überschrift „Fragen“, die ich mindestens eine halbe Minute bis zu einer Minute angezeigt habe, bevor ich weitergemacht habe. Währenddessen habe ich nichts gesagt, sondern einfach gewartet.

Als letzte Folie gab es immer ein „fact of the week“. Ein Bild von einem Tier und eine kleine Information dazu. Ich ließ mich meist von /r/awwducational inspirieren. Diese Folie war dann für alle das Zeichen, dass jetzt tatsächlich Schluss ist.

termin3.pptx - PowerPoint 2016-04-26 13.20.48

Damit ich während dem Tutorium nicht wie in einer Vorlesung frontal festgewurzelt stehe, habe ich statt eines HDMI-Kabels den Microsoft Wireless Display Adapter (Vergleich mit anderen Geräten) genutzt. Hin und wieder gab es Abstürze, aber seit dem Update lief er ziemlich gut. Ich konnte somit mit dem Surface durch den Raum gehen, Studierenden helfen und dennoch zwischen den Folien springen oder im Codeeditor etwas zeigen. Das lockerte die gesamte Situation auf.

Und als ich einmal mein Ladekabel vergessen hatte und der Akku des Surfaces leer war, konnte ich die Präsentation einfach von meinem Lumia 930 fortsetzen, welches auch wunderbar mit dem Wireless Display Adapter zusammenarbeitet. Der Wechsel hat nicht einmal eine Minute gedauert.

Statistik und Leistungskontrolle mit Excel

Ich habe eine gewisse Leidenschaft für Zahlen und Visualisierungen. Deshalb habe ich unterschiedliche Daten zum Tutorium in Excel gesammelt und verarbeitet.

Anwesenheit
Bei jedem Termin habe ich kurz gezählt wie viele Studierende da sind. Mir war klar, dass viele nur mal reinschauen, ob das Tutorium sinnvoll ist oder nicht und dann wieder gehen. Andere verlassen die Vorlesung insgesamt nach ein paar Terminen. Dennoch wollte ich wissen, wie stark die Teilnahme schwankt. Möglicherweise auch als Information für mich, ob etwas schief läuft. Es zeigte sich jedoch, dass die Anwesenheit sehr stabil blieb nachdem sie am Anfang etwas zurückging.

statistik_n.xlsx - Excel 2016-04-26 13.35.03

Abgabe
Neben der Anwesenheit, wollte ich auch wissen, wie viele Studierende Aufgabenblätter abgaben. Auch dort war alles ziemlich stabil.

statistik_n.xlsx - Excel 2016-04-26 13.42.44

Erreichte Punkte der Studierenden je Blatt
Die Entwicklung der einzelnen Studierenden im Laufe des Semesters.

statistik_n.xlsx - Excel 2016-04-26 13.43.28

Punkteverteilung Zwischentest
Während die Bonuspunkte bei den Abgabeblättern immer Gruppenleistungen waren, zeigte der Zwischentest etwas besser wie gut die einzelnen Studierenden unterwegs waren. Für mich war es auch interessant, dass die Verteilung ziemlich normalverteilt ist.

statistik_n.xlsx - Excel 2016-04-26 13.43.02

Punkteverteilung Klausur
Bei der Klausur selbst zeigte sich ein sehr ähnliches Bild wie beim Zwischentest.

klausur.xlsx - Excel 2016-03-02 23.28.10

Zwischentest vs. Klausurergebnis
Unter anderem konnte ich mir nun anschauen, wie sich die Leistungen der Studierenden vom Zwischentest zur Klausur verändert hat. Bei den meisten Studierenden gab es keine große Veränderung. Studierende, die beim Zwischentest eine fast perfekte Punktezahl erreicht hatten, hatten es bei der Klausur entsprechend schwierig wieder so gute Punkte bekommen, weil diese umfangreicher war. Studierende, die schlecht im Zwischentest abschnitten, waren hingegen mit wenigen Ausnahmen wesentlich besser bei der Klausur. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Etwa weil sie sich beim Zwischentest nicht angestrengt haben oder bemerkt haben, dass sie einiges nachholen müssen.

veränderung

Zusammenfassung

Ich freue mich über Feedback und Fragen in den Kommentaren. Falls ihr den Beitrag interessant gefunden habt, gerne teilen.