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Seit einem halben Jahr ist das Sony Vaio Fit Multi-Flip mein täglicher Begleiter in der Uni. Ich nutze es für Mitschriften, zum Surfen, zum Schreiben und manchmal zum Programmieren oder Spielen.

Zum Artikel mit meinem ersten Eindruck

Kurz zur Erinnerung:
Bei dem getesteten Modell handelt es sich um ein Sony SVF-15N1L2ES mit i5-4200 (1,6GHz) und 4GB RAM. Zuvor hatte ich ein Macbook Pro 15 Zoll, Core2Duo (2,66GHz) und ebenfalls 4GB RAM von 2009. Mein Desktop hat einen i5-4670k (3,4GHz), 16GB RAM und eine GeForce GTX 760. Auf Laptop und Desktop läuft Windows 8.1.

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Ein Touchscreen zum Verlieben

Der Hauptgrund für das Multi-Flip war der Touchscreen in Kombination mit normaler Tastatur und Touchpad. Auch nach Monaten bereitet er mir noch Freude. Er reagiert schnell und präzise auf Berührungen, hat kräftige Farben, die sich fast nicht verändern, egal aus welchen Winkel man draufschaut. Er erinnert mit diesen Eigenschaften an moderne Smartphones oder Tablets und so fühlt er sich auch an.

Am häufigsten nutze ich den Touchscreen zum scrollen und multitasken. Während man die Finger auf der Tastatur hat, sind die Zeigefinger in der Nähe des Bildschirms und so fällt es leicht ihn auch zu nutzen. Außerdem fühlt es sich großartig an Dateien auf dem Desktop herumzuschieben. Für präzise Dinge, wie Text markieren oder kleine Buttons zu drücken, ist das Touchpad nach wie vor präziser und ich bin froh, dass ich eines in voller Größe habe und nicht nur einen dünnen Streifen wie etwa bei den Vaio Duos.

Der Klappmechanismus hat sich bewährt und fühlt sich so stabil an wie am ersten Tag. Die meiste Zeit habe ich den Bildschirm allerdings im gelockten Zustand, wo es nicht auffällt, dass man den Laptop zu einem Tablet umklappen kann. Das einzige, was nicht ideal ist, ist die hohe Kraft des Scharniers im Vergleich zum Gewicht des Unterteils des Laptops. Das Scharnier muss so stark sein, damit das Display nicht zu stark wackelt oder sogar verrutscht, wenn man darauf herumtatscht. Ist mir bisher auch nie passiert. Jedoch kann man das Gerät nicht einhändig aufklappen, weil dann das Unterteil mitaufgehoben wird. Somit muss man immer unten festhalten, wenn man ihn aufklappt. Das Umklappen hingegen geht schnell, allerdings vermisse ich oft die Tastatur, sodass ich ihn nur als Tablet nutze, wenn ich rein konsumiere. Etwa zum Lesen von PDFs oder Schauen von Filmen. Für das Sofa ist das Gerät zu groß und schwer. Andere Leute sind noch immer überrascht, wenn ich das Gerät umklappe und meist interessiert am Touchscreen. Jede_r will mal herumschieben und ausprobieren, wie das Gerät in der Hand liegt. Während der Touchscreen großartig funktioniert, ist die Form nicht besonders Handfreundlich und auch im Tabletmodus liegt das Gerät meist auf dem Tisch.

Vor kurzem habe ich mir den Sony Digitizer Stylus aus Japan bestellt, längere Geschichte . Damit macht es richtig Spaß auf dem Laptop Skizzen zu erstellen und herumzumalen. Dank Drucksensitivität und zwei Tasten. Aber dafür wird es noch einen eigenen Beitrag geben, wenn ich mehr Erfahrung damit sammeln konnte.

Vaio Fit multi-flip Digitizer Stylus

Genug Leistung zum Arbeiten, zu wenig zum Spaß haben

Das Hauptproblem dürfte bei meinem Desktop-Rechner liegen. Der ist mein persönlicher Leistungsvergleich und als Laptop hat man es da ziemlich schwer. Am Desktop nutze ich Chrome, weil er gefühlt nach wie vor am Schnellsten ist. Allerdings frisst er auch RAM wie ein Weltmeister. Mit den 4GB im Multi-Flip kann ich mir das nicht leisten. Daher nutze ich dort Firefox, der den großen Vorteil, dass er nicht alle Tabs sofort lädt, sondern erst, wenn sie aktiviert werden. Somit kommt er teilweise schon mit unter 300MB aus und ich kann sehr einfach durch schließen und erneutes öffnen den RAM-Verbrauch stark reduzieren. Dass ein VCAgent (Vaio Care) gerade 230MB wegknabbert weist auf ein ganz anderes Problem hin, zu dem ich später kommen möchte. Insgesamt finde ich es doof, dass ich mich 2014 darum kümmern muss, wie viel Arbeitsspeicher meine Alltagsprogramme verbrauchen. Am Ende ist es aber nicht die Schuld des Gerätes sondern ein Hinweis auf das nächste Geräte, dass man auch bei Laptops erst bei 8GB anfangen sollte. Oder eine SSD braucht, wodurch die Auslagerung wesentlich schneller ist. Verbaut ist im Multi-Flip eine Hybrid Laufwerk. 500GB HDD, der 8GB SSD zur Seite stehen. Im Alltag habe ich von diesen 8GB noch nichts mitbekommen. Sie werden automatisch verwaltet und man hat selbst weder Einfluss noch Zugriff darauf. Wenn man etwa den Download-Ordner (233 Elemente) öffnet und ein paar Sekunden warten muss bis alles angezeigt wird, ist das ziemlich nervig. Passiert nicht immer und nicht mit einer Regelmäßigkeit. Wodurch es noch nerviger ist.

Unregelmäßigkeit ist das Stichwort und Windows selbst ist daran nicht unbeteiligt. Manchmal wird der Laptop ohne sichtbaren Grund unresponsive und ich habe mir inzwischen den Task-Manager an die Startleiste geheftet, um schnell reinschauen zu können, was jetzt schon wieder los ist. Zuletzt war es rundll, welches soweit ich es verstanden habe, zu dem Zeitpunkt meinte Dinge neu zu indexieren und dafür mal eben 60% der Leistung zu brauchen. Und wie bereits beansprucht Vaio Care immer wieder RAM und CPU für sich. Wozu es das braucht ist mir schleierhaft. Vielleicht um zu berechnen, welche Premiumservices, man mir verkaufen kann. “Internetleistung”, “Programm-Beschleuniger” und “Arbeitsspeicher-Defragmentierer” werden mir etwa angeboten, wenn ich auf den Hardware-Assist-Button klicken (den man übrigens auch braucht um in die BIOS Einstellungen zu kommen). Ich habe nichts dagegen, wenn man direkten Support gegen Aufpreis bietet, aber das klingt mehr nach Ausnützen von Unwissenheit. Vielleicht würden damit die Unregelmäßigkeiten beseitigt werden. Ich hole schnell meine Kreditkarte. Grundsätzlich reicht die Leistung fürs Studium vollkommen aus. Arbeiten in OneNote funktioniert tadellos und das ist vermutlich das einzige Programm, mit dem ich noch keinerlei Leistungsprobleme hatte. Beanspruch auch nur schlanke 70MB RAM und unter 10% CPU-Leistung. Während ich darin schreibe und male. Beim Surfen ist es teilweise schon kritischer. Drei bis fünf Tabs sind kein Problem, aber darüber wird es auch schnell einmal knapp. Kommt natürlich auf die entsprechenden Websites an. Facebook ist etwa anspruchsvoll.

Während ich beim ersten Testen mit der Leistung von etwa Kerbal Space Programm oder Minecraft zufrieden war, macht es mir schon lange keinen Spaß mehr. Selbst mit allem auf Minimum dröhnt der Laptop und ruckelt rum. Auch wenn das Lüfterproblem für den Normalverbrauch gelöst wurde, ist er nach wie vor laut, wenn man mehr Leistung braucht. Aber auch im Normalbetrieb ist er lauter als das alte Macbook. Fällt zwar nur in stiller Umgebung auf, aber dann kann es nervig sein. Vor wenigen Tagen habe ich aufgrund einer Anfrage Battlefield 3 installiert und zu meiner Überraschung konnte man es sogar spielen. Alle Einstellungen ganz unten und nicht flüssig, aber für Kampagnen fast ertragbar. Wenn man mit Kopfhörern spielt und neben einem Flughafen sitzt.

Was hat sich Sony dabei gedacht?!

Schreckliche Tastatur

Dank Touchscreens sind Tastaturen heutzutage nicht mehr zwingend nötig, um einen Computer zu bedienen. Wenn man sich jedoch speziell für ein Tablet entscheidet, das eine vollwertige Laptoptastatur mitbringt, könnte man erwarten, dass die Käufer_innen der Tastatur eine gewisse Relevanz beimessen. Sony hat bei der Tastatur des Vaio Fit multi-flip fast alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Sie klappert. Die Tasten können sich nicht nur in der vertikalen bewegen, sondern auch in der horizontalen. Nicht viel. Aber genug, dass es immer wieder negativ auffällt. Das gesamte Tastaturfeld ist flexibel. Während man tippt gibt die gesamte Tastatur nach. Dabei muss man nicht fest drücken; Der Druckpunkt der Tasten ist härter als das Tastaturfeld. Dabei ist es nicht gleichmäßig flexibel sondern gibt in der Mitte stärker nach als am Rand. Und dann ist da noch die Beleuchtung. Die Tasten sind silbern auf silbernem Grund. Die Buchstaben grau. Zumindest unbeleuchtet. Beleuchtet werden sie bei normalen Tageslicht nahezu unsichtbar, weil ihre Helligkeit nahezu identisch mit der Farbe der Tasten selbst ist. Da die Beleuchtung nicht gleichmäßig ist und außerdem zwischen den Tasten durchleuchtet fällt es je nach Winkel bei manchen Tasten stärker und bei manchen schwächer auf. Beim normalen schreiben kein Problem, aber da ich mich gerade durch diverse Programmiersprachen teste, habe ich noch Schwierigkeiten Sonderzeichen zu finden. Bim Macbook konnte man über Tasten die Helligkeit der Tastaturbeleuchtung von ganz aus bis hell in mehreren Schritten regeln. Beim multiflip muss man in ein Untermenü im Vaio Control Center und kann dort eine von drei Optionen (aus, an, an während geschrieben wird) ausgewählt werden. Meist habe ich es derzeit ausgeschalten, aber glücklich macht das auch nicht. Wo wir schon bei den Funktionstasten sind. Ich finde es in Ordnung, dass man fn drücken muss, um an die Funktionen der F-Tasten zu kommen, auch wenn diese öfter gebraucht werden als F1-F12. Was ich nicht verstehe ist, dass man F8-F12 leer gelassen hat. Dort hätten perfekt Medien-Tasten (play/pause, vorwärts, zurück) UND Tastaturhelligkeit (oder zumindest an und aus) Platz gehabt. Natürlich kann man das manuell mappen. Aber es regt mich auf, dass Sony solche einfachen Dinge nicht macht. Die Helligkeitsstufen für das Display sind auch dämlich. Es ist nicht möglich die Helligkeit des Displays komplett abzudrehen. Nervig, wenn man den Laptop an den Fernseher anschließt, um etwas abzuspielen. Die höchste Helligkeitsstufe scheint auch nicht die höchst mögliche Helligkeit des Displays zu sein. Hält man das Display unter eine starke Lichtquelle wird es nochmals heller. Zumindest wenn die standardmäßig aktivierte adaptive Helligkeit aktiviert ist. Ist sie ausgeschalten, scheint es diese höchste Helligkeit gar nicht zu erreichen.

Doof platzierte Anschlüsse

Stellt euch vor ihr habt ein Tablet auf dem Schoß und hört während dem Lesen eines eBooks Musik. Da eure Mitbewohnerin gerade lernt, nutzt ihr Kopfhörer. Plötzlich eine Akkuwarnung. Kein Problem, Ladekabel anstecken und wieder gemütlich machen. Doof nur, dass der Kopfhöreranschluss mittig oben und der Ladekabelanschluss links unten am Gerät ist und ihr es somit nicht mehr angenehm auf euren Bauch abstützen könnt. Bei einem Laptop ist es ziemlich egal, wo die Anschlüsse sind, solange sie nicht einer angeschlossenen Maus im Weg sind. Bei einem Tablet sieht das anders aus. Tablets werden in der sitzenden Position meist mit einer Kante abgestützt. Und deshalb sollte eine Breit- und eine Längskante ohne essentiellen Anschlüssen auskommen. Verwendet ihr Tablets öfter Hochkant oder im Querformat? Ich tendiere zu Hochkant, weil man sie dann besser in der Hand hat und scrollen sowie die gesamte Bedienung angenehmer ist. Ausnahme ist das Schauen von Filmen. Selbst wenn das Tablet nicht geladen, ist noch immer der Lüftungsschlitz auf der gegenüberliegenden Seite. Im Tabletmodus ist der Lüfter nochmals reduziert, sodass es meist nicht stört. Ideal kann es aber auch nicht sein.

Fehleranfälliger Anschluss externer Ausgabegeräte

Dass man nur noch einen HDMI-Anschluss hat, statt VGA und/oder DVI finde ich gut. Braucht weniger Platz und wird von allen modernen Beamern und Fernsehgeräten unterstützt. Monitore wünschen sich noch oft DVI, aber da hilft ein Kabel für ein paar Euro. Und selbst VGA schafft das Multiflip laut Sony mit einem einfachen Kabel ohne Umwandler. Gebraucht habe ich bisher nur den direkten Anschluss eines Sony Bravia Fernseher per HDMI. Sollte ja kein Problem sein. Dachte ich. Multiflip anschalten, Fernseher anschalten, HDMI-Kabel am Multiflip einstecken, HDMI Kabel am Fernseher einstecken. Multiflip scheint irgendwas zu erkennen, aber weiß nicht was tun. Fernseher zeigt keine Reaktion. Über das Charms Menü, Geräte, Projizieren, Erweitern wählen. Nichts passiert. Über Systemsteuerung, Darstellung und Anpassungen, Anzeige, Bildschirmauflösung versuchen den Fernseher zum Laufen zu bekommen. Nichts funktioniert. Über Intel Grafikeinstellungen schauen, ob man was ändern kann. Lernen, dass Intel Widi für Displays ist, die per WLAN verbunden sind. Nochmals vorne beginnen. Zwischendurch immer wieder Fernseher aus- und anschalten, das multiflip neustarten und das Kabel aus und anstecken. Kabel an der Playstation testen. Funktioniert problemlos. Zwei Abende habe ich damit schon vergeudet und hätte es am ersten Abend nicht irgendwann funktioniert, würde ich behaupten, dass es einfach nicht funktioniert. Aber so habe ich irgendwo Hoffnung, dass es irgendeinen Trick gibt. Bisher war es äußerst frustrierend und ich war kurz davor das multiflip aus dem Fenster zu werfen. Tipp: Wenn man als Ausgabe Widi-Display wählt kann man den Laptop nicht mehr bedienen, weil der Bildschirm schwarz bleibt. Musste über die Systemwiederherstellung gehen, um wieder reinzukommen.

Fehlehafte Wiederhestellung

Veraltetes Ladekabel

Warum hat das Ladekabel noch immer so eine dämliche Steckverbindung? Meine Kind ist eineinhalb Jahre alt und findet es natürlich superspannend an Kabeln zu ziehen. Und seit drei Tagen geht es auf zwei Beinen. Bisher musste ich es zweimal im letzten Moment auffangen, weil es über das Kabel stolperte. Wäre ich nicht am Laptop gesessen, wäre dieser vermutlich hinuntergefallen.

Fazit

Ein halbes Jahr ist vergangen. Wenn ich morgens aus dem Hause gehe greife ich zum multiflip, auch wenn das Macbook Pro daneben steht. Der Akku hält einen gesamten Uni-Tag und der Touchscreen macht das Arbeiten so viel angenehmer. Ich liebe es mit dem Stift darauf Skizzen zu machen. Im Alltag fallen die meisten Mängel nicht ins Gewicht. Dennoch kann ich das multiflip nicht vorbehaltlos empfehlen. Es ist kein solider Laptop. Wer viel schreibt wird die Tastatur hassen, wer häufig mit externen Beamern und Displays arbeitet, wird von der Zickigkeit des Gerätes frustriert sein. Wer einen schnellen Desktop gewöhnt ist, ist von der Leistung enttäuscht.

Für Menschen, die ein leistbares Convertible mit tollem kapazitivem Display, drucksensitivem Stift (nicht im Lieferumfang) und ordentlicher Akkuleistung suchen, ist das Sony Vaio multi-flip durchaus eine Option.

Tablet Modus

Hinweis 1: Ich habe das Gerät für meine Arbeit zur Verfügung gestellt bekommen und darf es behalten.
Hinweis 2: Sony hat die Computersparte an den Investment-Fund Japan Industrial Partners verkauft, zugesichert dass es die nächsten Jahre Support gibt, aber so genau weiß niemand wie es weitergeht.